Im Gespräch mit Christian Lackner

In unserer Gesprächs-Reihe „Waldwirtschaft“ lassen wir verschiedene Expertinnen und Experten zu Wort kommen. Für diesen Beitrag konnten wir Christian Lackner vom österreichischen Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) gewinnen.

Unterholz: In welchem Unternehmen sind Sie tätig?

Lackner: Ich arbeite für das österreichische Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und Wissensvermittlung. Das umfasst beispielsweise alle Publikationen, die Medienarbeit, Redaktion verschiedener Websites und Social-Media-Aktivitäten.

Unterholz: Was sind die Aufgaben des Bundesforschungszentrums für Wald?

Lackner: Ganz klassisch arbeiteten wir zu den forstlichen Themen WaldbauWaldschutzNaturgefahrenGenetik, Waldökologie und Waldinventur. Aus der Waldinventur kommen mehr oder weniger alle Zahlen, die zum österreichischen Wald veröffentlicht werden, wie z. B. Waldfläche, Vorrat, Baumartenzusammensetzung, Schäden im Wald. Im letzten Jahrzehnt haben sich neue Themenfelder aufgetan wie etwa Klimawandel, Biodiversität, Bioökonomie und Gesundheit. Mit unseren Aktivitäten in Forschung, Monitoring und Wissensvermittlung arbeiten wir an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis. Damit liefern wir die Grundlagen, dass der Wald auch zukünftig seine vielfältigen Leistungen für Mensch und Natur nachhaltig erbringen kann. Außerdem arbeiten wir sehr viel über Kampagnen und machen Multiplikatorenberatung für Bezirksforstinspektionen, Bauernkammern, Landesforstdirektionen und Waldverbände.

Unser Wald steht im Klimawandel vor großen Herausforderungen. Das Projekt Klimafitterwald unterstützt Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer. Gemeinsam optimieren wir den Beitrag der Österreichischen Wälder zum Klimaschutz!

Webseite: klimafitterwald.at
Webseite des Projektes Klimafitter Wald

Unterholz: Um was geht es bei der Kampagne „Klimafitter Wald“?

Lackner: Hierbei geht es stark um hofferne Waldbesitzer, die mit klassischen Forstmedien nicht erreicht werden. Sie lesen nicht die Forstzeitung und besuchen keine Kurse an unseren forstlichen Ausbildungsstätten. Die zentrale Aussage ist, dass ein bewirtschafteter Wald sich besser an die Klimaerwärmung anpassen kann. Er ist diverser und stabiler gegenüber Extremereignissen. Im ersten Schritt der Kampagne wird bei den Zielgruppen innerhalb und außerhalb der Branche dafür das Bewusstsein geschaffen.

Dann stellen wir Empfehlungen und Entscheidungshilfen zur Verfügung. Hierbei arbeiten wir sehr stark mit Multimedia-Elementen und produzieren etwa Online-Kurse und Videos. Zum Beispiel unsere Videoreihe Günter hat einen Wald geerbt. Das beginnt mit der Frage, wo der Wald überhaupt liegt und wie man ihn findet. Dann kommt der zweite Schritt und die Frage, was mit dem Wald getan werden soll. Es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wobei es stark um die Waldbewirtschaftung geht.

Unterholz: Welche Zielgruppen für Angebote rund um die Waldwirtschaft würden Sie nennen?

Lackner: Ich würde drei Zielgruppen unterscheiden. Die erste Gruppe umfasst die klassische Forstwirtschaft, Forstbetriebe, WaldbesitzerInnen ab 20 ha, welche Gewinne erwirtschaften. Für diese Gruppe gibt es klare “Player”, die forstlichen Ausbildungsstätten (Traunkirchen, Ossiach und Pichl), die Fachschule Rotholz sowie die LFIs, also die Landwirtschaftlichen Fortbildungsinstitute. Die zweite Gruppe sind die hoffernen WaldbesitzerInnen. Das sind großteils KleinwaldbesitzerInnen, die entfernt von ihrem Wald leben, einen “normalen” Job und damit einen ganz anderen Bezug zu Wald haben. Diese Gruppe zu erreichen ist sehr schwer, man versucht sie aber vermehrt durch Kampagnen anzusprechen und zur Waldbewirtschaftung zu motivieren. Die dritte Gruppe ist die breite Öffentlichkeit, wobei es hier stark um die Kommunikation der Ökosystemleistungen geht. Also die typischen Wirkungen des Waldes wie etwa Trinkwasserbereitstellung und Schutz vor Naturgefahren.

Unterholz: Warum ist die nachhaltige Bewirtschaftung von Waldflächen so wichtig?

Lackner: “Wald nützen, Klima schützen” ist hier das Motto. Ein bewirtschafteter Wald ist stabiler und kann den Auswirkungen der Erderwärmung besser standhalten. Es geht dabei auch stark um Biodiversität und Waldumbau.

Aus einem Wald der Vergangenheit möchte man angesichts des Klimawandels einen Wald für die Zukunft gestalten. Mit mehr und auch neuen Baumarten.

Mit der Folge, dass der Wald diverser wird, es kommt mehr Licht in den Bestand sowie zum Boden und das Äsungsangebot ist für verschiedene Tiere größer. Durch das Stehenlassen von Totholz entstehen neue Lebensräume für Pflanzen, Pilze und Tiere.

Unterholz: Mit welchen neueren Methoden könnten Zielgruppen wie Jugendliche besser erreicht werden?

Lackner: Neben dem klassischen Kurssetting könnte in die erlebnispädagogische Richtung mit z.B. Outdoorlagern gedacht werden. Es braucht ein bisschen Eventcharakter und Abenteuer, um Interesse zu wecken. Wenn das Interesse geweckt ist, kommen sie vielleicht auch zu klassischen Angeboten. Ein super Träger wäre auf alle Fälle die BNE (Bildung für eine nachhaltige Entwicklung), weil man dadurch wegkommt von der reinen Informationsschiene, die nur in eine Richtung geht. Hier geht es darum, Bewusstsein und Kompetenz zu schaffen. Ich glaube auch stark, dass Webinare oder vielleicht auch lustige Videos oder sogar Comics Graphic Novel eine gute Möglichkeit wären, Inhalte zu vermitteln.

Wir bedanken uns bei Christian Lackner für die spannenden Einblicke und das nette Interview!

Steckbrief

DI Christian Lackner
Bundesforschungszentrum für Wald (BFW)

Leiter der Öffentlichkeitsarbeit