Im Gespräch mit Franz Mayr-Melnhof-Saurau – Teil 2

Unterholz im Gespräch mit dem Steirischen Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau.

Im zweiten Teil des Interviews geht es um gemeinsame Ziele von Forst und Jagd, die Verantwortung der Jägerschaft sowie den Dialog mit verschiedensten Interessensgruppen.

Das Familienunternehmen Mayr-Melnhof-Saurau ist seit Generationen in der Forstwirtschaft tätig. Mit 32.400 Hektar Waldfläche ist Franz Mayr-Melnhof-Saurau Österreichs größter Privatwaldbesitzer. Seit 2017 ist er bereits Steirischer Landesjägermeister aktiv, wo er sich im Februar 2023 der nächsten Wahl stellt.

Unterholz: Herr Landesjägermeister, darf ich Sie bitten, sich kurz vorzustellen?

Mayr-Melnhof-Saurau: Mein Name ist Franz Mayr-Melnhof-Saurau, ich bin Land- und Forstwirt in der Steiermark. Die Themen Natur und nachhaltige Bewirtschaftung sind unserer Familie schon seit Jahrhunderten ein großes Anliegen. Daher bin ich auch in der öffentlichen Vertretung der Themen aktiv. Ich darf Landesjägermeister der Steiermark sein und gerade hier in diesem Bereich, auch für die Wildtiere in den Lebensräumen, in denen wir uns tagtäglich bewegen.

Unterholz: Sie sind ja nun auch in den verschiedensten Bereich aktiv. Wie ist es für Sie, die verschiedenen Rollen, die Sie besetzen, auch zu vereinbaren?

Mayr-Melnhof-Saurau: Es ist oft ein schmaler Grat, aber ich bin damit aufgewachsen. Einerseits mit der Jagd, das war das erste „Hinführen“ meines Vaters in den Betrieb. Da kommt dann relativ flott die Forstwirtschaft dazu, aber natürlich auch die Industrie, die dahintersteht. Im Endeffekt ist es etwas Schönes, aber auch Verantwortungsvolles, diese Welten miteinander abstimmen zu können. Ich glaube und das ist mir auch sehr wichtig, dass es Nischen braucht, wo uns Ökologie wichtig ist und wir Die Natur achten können. Als Ausgleich sozusagen für notwendige Optimierungen in vielen Bereichen, um den wirtschaftlichen Bestand zu halten und nachhaltig zu wirtschaften. So schaffen wir es auch sehr gut, Wald und Wild unter einen Hut zu bekommen. Ja, wir managen viel, das braucht es aber auch, weil wir in vielen Bereichen eben nicht mehr das haben, wie es vor 300 Jahren war – mehr Natur und unberührte Landschaft. Heute ist der Mensch eigentlich überall und deswegen müssen wir unbedingt für das Wild Ausgleichsräume schaffen und da und dort den Wald wieder „öffnen“ (offene Grünflächen im Wald, etc.) So wie er früher auch einmal war, um dem Wild genügend Äsung anzubieten. Das sind einfach wichtige Faktoren und wir schauen in der Landesjägerschaft sowie im Betrieb, dass wir Nischen und Ausgleich schaffen, um beides zu ermöglichen.

Unterholz: Was sind Ihre Aufgaben als Landesjägermeister bzw. die der Steirischen Landesjägerschaft?

Mayr-Melnhof-Saurau: Die Landesjägerschaft ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts und arbeitet im Auftrag des Landes Steiermark. Neben der Erstellung der Abschusspläne, haben wir verschiedene Aufgaben, wie die Verwaltung jagdlicher Agenden. Zum Beispiel durch Monitoring und Regulierung der Wildbestände. Wir betreiben Bewusstseinsbildung für die Leistungen der Jagd und setzen uns für einen Interessensausgleich zwischen Wald und Wild ein, damit auch hier die Land- und Forstwirtschaft funktionieren kann. Wir kooperieren mit Universitäten und wir vertreten auch sehr intensiv die Anliegen unserer Jägerinnen und Jäger.

Unterholz: Der Jagd begegnen auch immer mehr kritische Stimmen. Wie kann man diesen begegnen?

Mayr-Melnhof-Saurau: Wir nehmen unsere Aufgabe, über das Tun der Jagd und die Verantwortung, die wir als JägerInnen übernehmen, aufzuklären, sehr ernst. Die Jagd hat mehr Aufgaben als nur das Schießen. In vielen Bereichen haben wir in den letzten fünf Jahren, gerade in der steirischen Landesjägerschaft, die Öffnung, die Diskussion und den Dialog mit der nicht-jagenden Bevölkerung sehr stark intensiviert. Gegipfelt hat das in einem schönen Projekt in Mixnitz, mit den „Naturwelten Steiermark“. Hier haben wir ein Dialogzentrum geschaffen. Nicht nur als ein modernes Bildungszentrum für Jäger und JägerInnen, sondern auch für genau jene Bevölkerung, die immer weniger Kontakt zur Natur hat. Zudem, um in einen gemeinsam in den Dialog mit allen Stakeholdern zu kommen. Um zu zeigen, was Jagd als integraler Bestandteil einer nachhaltig genutzten Kulturlandschaft, mit Forst- und Landwirtschaft, bedeuten kann und wo die Verantwortungen liegen.

Unterholz: Stichwort „Naturwelten Steiermark“. Wie passiert dort Bewusstseinsbildung und wer ist die Hauptzielgruppe der pädagogischen Programme?

Mayr-Melnhof-Saurau: Neben Familien und Privatgruppen, liegt ein großer Fokus vor allem im Bereich der Schulen. So gibt es ein breites Programm an Inhalten für Kinder und Jugendliche. In den Schulen kommen ja Kinder aus allen Bereichen – ländlicher und städtischer Umgebung, aber auch aus allen sozialen Schichten – zusammen. Hier war es uns wichtig, vor allem den spielerischen Zugang zur Natur zu gewähren bzw. zu bekommen. Urbanisierung und Naturentfremdung in der Gesellschaft, plus die Digitalisierung lässt teilweise fast eine Angst vor den natürlichen Prozessen entstehen. Und hier schaffen wir es, auf spielerische Art und Weise, Barrieren niederzureißen und die Augen für die Natur, den Wald zu öffnen. Dies ermöglicht den zukünftigen WaldbesucherInnen oder Waldnutzern, mit Wissen in den Wald hineinzugehen und mehr genießen zu können und sehen zu können. Dies sollte hier transportiert werden, aber eben nicht nur aus Sicht der WaldbesucherInnen, sondern auch aus Sicht der Wildtiere. So entsteht immer ein guter Mix an interessanten Diskussion vor allem auch mit den Guides, die auch JägerInnen sind und für die Fragen, die die Kinder mitbringen, offen sind. Es gibt keine Frage, die nicht gestellt werden darf – ganz im Gegenteil, es darf alles gefragt werden. Nur dadurch schaffen wir es, mit den Kindern in einen ehrlichen Dialog zu treten. Wir wollen nichts verstecken und auch nichts verheimlichen. Wir stehen zu einer Jagd, die auch nachhaltig funktioniert. Stellen uns auch nicht vor Dinge bzw. vor schwarze Schafe. Das wollen wir nicht und das mögen wir nicht und dazu stehen wir auch, zu dieser Nachhaltigkeit. Das erzählen wir so auch den Kindern, in dem Sinne.

Unterholz: Wenn man das so sagen kann, gibt es gemeinsame Ziele von Jagd und Forst?

Mayr-Melnhof-Saurau: Ja, in vielen Bereichen. Und ich denke, dass es hier über die Zeit auch ein Einreißen der doch auch vorhandenen Fronten geben muss, weil wir uns diese nicht leisten können. Wir sitzen hier als eine Branche in einem Boot und man betrachtet uns als Ganzes.

Wenn wir über Wald sprechen, dann haben wir beides inkludiert: den Wald und seine Bewohner. Deswegen müssen wir es mit unserem Knowhow, welches ja da ist, gemeinsam schaffen, das Beste herauszuholen und auch den Verantwortungen nachzukommen, die wir übertragen bekommen haben.

Gemeinsam und mit professionellen Herangehensweisen, schaffen wir es durchaus, einen Ausgleich zu schaffen. Hier haben wir auch die Mariazeller Erklärung sowie den Forst- und Jagddialog, der auf bundesweiter Ebene funktioniert und klar auf diesen Kooperationsgedanken ausgerichtet ist. Es kommen Fachleute aus den Bereichen der Forst- aber auch der Wildökologie, der Biologie, bis hin zur Jagd zusammen. Wir erarbeiten Guidelines, die für die Fläche draußen gedacht sind.

Steckbrief

Franz Mayr-Melnhof-Saurau
Besitzer Forstbetrieb Franz Mayr-Melnhof

Mehr Infos hier: Webseite Forstbetrieb 




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Im Gespräch mit Franz Mayr-Melnhof-Saurau – Teil 1