Der Verein Waldpädagogik in Österreich gibt jährlich eine Vereinszeitung mit spannenden Fachbeiträgen, Interviews und Tipps heraus. Auch in der aktuellen Ausgabe kommt wieder ein Beitrag von uns vor.
Waldpädagogisches Lernen und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung
Unser heimischer Wald bietet den größten Lern- und Erlebnisort überhaupt. Er ist ein Ort gelebter Nachhaltigkeit sowie kreativer Verbindung von Natur und Kultur und ermöglicht praktisches Lernen, welches nicht nur Einfluss auf entwicklungspsychologische Aspekte hat,
sondern auch auf die Ausbildung von Kompetenzen.
Waldpädagogik vereint all dies und knüpft hier direkt an die Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE) an. Im Mittelpunkt steht hier wie da, der Aufbau und das Erlernen von Schlüsselkompetenzen, wobei der verwendete Kompetenzbegriff als ganzheitlich und dynamisch verstanden wird.
Das bedeutet, dass er kognitive sowie ethische, soziale, emotionale, motivationale und verhaltensbezogene Komponenten miteinschließt und sich an individuellen und gesellschaftlichen Zielen orientiert. Die BNE baut mit ihrem Kompetenzverständnis auf den drei folgenden Kategorien auf, die im Rahmen des DeSeCO-Projekts (Definition and Selection of Competencies) der OECD erarbeitet wurde. Diesen Kategorien wurden jeweils drei Schlüsselkompetenzen zugeordnet, wobei nicht das Beherrschen einer, sondern die Vernetzung der Kompetenzen aus allen Kategorien als entscheidend gilt.
Bildung für eine nachhaltige Entwicklung
BNE steht für eine Bildung, die Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigt.
Handeln in sozial heterogenen Gruppen: Hierbei geh es um das Zusammenleben, den Aufbau von Beziehungen sowie die Auseinandersetzung mit individueller und sozialer Vielfalt. Zugeordneten Schlüsselkompetenzen ergeben sich aus der Fähigkeit, tragfähige Beziehungen aufzubauen, in Teams zusammenarbeiten sowie konstruktiv mit Konflikten umgehen zu können. Schon der in der Waldpädagogik genutzte Naturraum, bietet einen vielfältigen Spielraum und zahlreiche Möglichkeiten, soziale Kompetenzen aufzubauen, was durch die Auseinandersetzung mit naturspezifischen Inhalten
unterstützt wird.
Autonome Handlungs- und Gestaltungsfähigkeit: Anforderungs-, Handlungs- sowie Zukunftsorientierung setzen Reflexion voraus und befähigen zum eigenständigen und verantwortungsvollen Handeln sowie zur aktiven Mitgestaltung der Umwelt. Dazu zählt es, Zusammenhänge in größeren Kontexten denken und nach ihnen zu handeln, eigene Lebenspläne zu entwerfen, Projekte zu gestalten und auch eigene Rechte, Interessen, Grenzen und Bedürfnisse zu kennen und durchsetzen. Lernerfahrungen im waldpädagogischen Kontext führen auch immer zu einer Selbsterfahrung und dem Ausbau von Fähigkeiten und Einstellungen, die zur Problemlösung beitragen.
Interaktive Nutzung von Medien und Tools: Im Mittelpunkt stehen Kompetenzen, Medien für die Erreichung individueller und gesellschaftlicher Ziele zu nutzen. Dafür braucht es die Fähigkeit, Sprache, Symbole und Texte sowie Wissen, Information und Technologie interaktiv einsetzen zu können. Die Verflechtung von Lernen im tatsächlichen Naturraum und der digitalen Welt sowie damit verbundenen Möglichkeiten schreitet voran. Im waldpädagogischen Kontext bringen Apps, bei denen Kinder direkt interagieren können, zahlreiche Möglichkeiten mit sich, selbst zu ForscherInnen oder VerfasserInnen von Texten zu werden.
Mit einer Vielfalt Spielen, Übungen und Inhalten, können die verschiedenen Kompetenzen gefördert und ausgebildet werden. Die Waldpädagogik und ihre Methoden bietet einen optimalen Rahmen, um dieses notwendige, ganzheitliche Lernen und Vernetzen zu ermöglichen. Die WaldpädagogInnen übernehmen eine Übersetzungsrolle und helfen den Kindern und Jugendlichen dabei, Selbstwirksamkeit zu erfahren und sich zu entwickeln.
Quelle: Münzer Lisa (2020): Erwachsenenbildung im Kontext der Waldstrategie 2020+. Graz: Karl-Franzens Universität. Gedruckt/Veröffentlich in: 2023, Der Weg in den Wald - Informationsblatt des Vereins Waldpädagogik in Österreich. Link: https://www.waldpaedagogik.at/